Entstehung und Geschichte des Vereins

 

Der Gründer der Ärztlichen Verrechnungsstelle, Herr Dr. Graf, veröffentlichte bereits 1921 einen Artikel mit der Überschrift "Ärztliche Verrechnungsstellen für die Privatpraxis zu schaffen".

Auf diesen Artikel erhielt er am folgenden Tag eine offene anonyme Karte mit folgendem Text: "Geehrter Herr College! Blühenderen Blödsinn wie den Ihres Artikels Verr.Stellen, wird man wohl nicht zu lesen bekommen. Die Ärzteschaft wird sich schönstens bedanken für Ihren Vorschlag."

Jedoch es kam anders.

Am 22. August 1922 fand dann tatsächlich die Gründungsversammlung, und danach die Eintragung des Vereins Ärztliche Verrechnungsstelle Gauting statt. Diese bestand anfangs in bescheidenem Einmannbetrieb mit einem Büroraum in Gräfelfing, bald danach wuchs die Zahl der Angestellten auf 5. Danach fand der Umzug nach Gauting statt.

Es folgte ein schnelles Wachstum der Ärztlichen Verrechnungsstelle, das vor allem den unermüdlichen Vortragsreisen des geistigen Urhebers, Initiators und Gründers des Vereins, Dr. Graf, geschuldet war.

Das Beispiel des Gautinger Vereins machte bald Schule. Überall in Deutschland entstanden Ärztliche Verrechnungsstellen für die Privatpraxis von Ärzten, Zahnärzten und Tierärzten.

Im Jahr 1937, zum 15jährigen Bestehen, hatte die Verrechnungsstelle bereits 65 bis 70 Angestellte.

Zum 1.4.1939 erfolgte eine radikale Umstellung im Abrechnungssystem. Bisher bestand die Möglichkeit, die Preise so aufzustellen, dass darin die Prozente für die Ärztliche Verrechnungsstelle, die Umsatzsteuer und die Beiträge für die Bayrische Ärzteversorgung enthalten waren, oder nicht. Dies hatte zu vielen Missverständnissen bei Ärzten und Patienten geführt. Ab sofort gab es diese Exclusive oder Inclusive nicht mehr, sondern nur noch eine Inclusive. Am gleichen Tag konnte dadurch bedingt auch die Gebühr von 10 auf 8 Prozent gesenkt werden. Die Abrechnungsvorgänge waren damit stark vereinfacht worden und konnten geordneter vorgenommen werden.

Im August konnte Dr. Graf das Haus in der Starnberger Straße 22, welches früher ein Mädchenpensionat war, kaufen. Es wurde zum Bürohaus umgebaut. Der Einzug der Ärztlichen Verrechnungsstelle hätte dann fast doch nicht stattgefunden durch einen Verwaltungsakt: Von 1937 - 1939 machte der Verein auch die Kassenabrechnung einzelner Ärzte. Die Reichsärztekammer wollte plötzlich den Betrieb nach München verlegen, die Arbeit der Kassenabrechnung wurde der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns übertragen. Am 1. April 1940 konnte dann doch die Ärztliche Verrechnungsstelle in das Bürohaus Starnberger Straße 22 einziehen. Und während des Krieges wurde sogar die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns in die Verrechnungsstelle einquartiert.

Nach dem Krieg schrumpfte die Zahl der Angestellten auf 15, zeitweilig war Halbtagsarbeit angesagt. Das kam zum einen von der Währungsreform und deren Begleitumständen, zum andern durch den Wegfall der in der Vergangenheit zu bedienenden Ostgebiete - Ostzone, Pommern, Ostpreußen, Danzig usw. anschließend ging es wieder langsam aber stetig bergauf mit der Verrechnungsstelle.

Am 11. April 1964 übertrug Dr. Graf aus gesundheitlichen Gründen in einer Außerordentlichen Generalversammlung das Amt des 1. Vorsitzenden an Dr. Bernhard Grätzer. Am 24. April 1965 verstarb der Gründer und Initiator der Ärztlichen Verrechnungsstelle Herr Dr. Graf. - ein schwerer Schlag für den Verein, da dieser der geistige Vater und die Seele des Betriebes gewesen war.

Auszug aus der Festrede von Dr. Grätzer zum 50jährigen Jubiläum der Ärztlichen Verrechnungsstelle, gehalten am 2. August 1972